"Was uns das Schweißbild verrät"

Partielles Schwitzen kann ein gutes oder ein weniger gutes Zeichen sein, je nachdem in welchem Zusammenhang es auftritt und an welchen Stellen. Tierärztin Dr. Annette Wyrwoll erklärt: „Schweißflecken geben grundsätzlich einen Hinweis darauf geben, dass die Muskeln an dieser Stelle besonders beansprucht wurden.“

  • Kopf und Hals
    Es ist normal, dass das Pferd bei Anstrengung an Kopf und Hals schwitzt. Die Muskelstränge über der Stirn und teilweise auch hinten den Ohren sind in Bewegung, wenn das Pferd kaut.
    Das Pferd schwitzt nur ohne Grund an Kopf und Hals, wenn es unter psychischer Anspannung leidet. Verursacht wird dieses oft durch Aufregung, Angst oder auch durch Schmerz.

  • Halsunterseite
    Wenn mit dem Pferd daran gearbeitet wird, dass es durchlässiger wird und den Hals aufwölbt, sind Schweißflecken an der Unterseite des Pferdehalses etwas außerordentlich Positives. Die dortige Muskulatur ist unter anderem für die Maultätigkeit verantwortlich und Schweiß an dieser Stelle bedeutet, dass das Pferd eifrig gekaut hat.
  • Ohren
    Schwitzen Pferde hier, weil sie so viel nachdenken? Wir müssen Sie enttäuschen. Der Schweiß hinter den Ohren ist ein Resultat des Trensendrucks bzw. der Auflagefläche, an die während des Trainings nun einmal kaum (kühlende) Luft kommen kann.
  • Sattel- und Gurtlage
    Manche Pferde schwitzen sogar schon im Schritt, weil durch den auf dem Pferderücken liegenden Sattel, die Satteldecke bzw. Schabracke und den Gurt zusätzliche Wärme gespeichert wird. Praktische Zusatzinformation: Das Schweißbild kann verraten, ob der Sattel des Pferdes richtig passt. Sollten die verschwitzten Flächen in der Sattellage unsymmetrisch sein, am besten ein Foto mit dem Smartphone machen und dem Sattler beim nächsten Besuch zeigen!
  • Flanken
    Ihr Pferd schwitzt an der Flanke – Herzlichen Glückwunsch! Das Pferd hat seine schräge Bauchmuskulatur angestrengt. Die braucht es, um den Rücken aufwölben zu können. „Gerade wenn ich mit den jüngeren Pferden arbeite, die noch am Beginn der Ausbildung sind, achte ich sehr genau darauf, an welchen Stellen sie geschwitzt haben. Feuchte Stellen an den Flanken zeigen mir: Wir sind auf dem richtigen Weg“, erklärt Dr. Annette Wyrwoll.
  • Hinterschenkel
    Wenn man anfängt, mehr in Richtung Versammlung zu arbeiten, ist Schweiß an der langen Sitzbeinmuskulatur und an den sogenannten Hosen, der Muskulatur an den Außenseiten der Hinterschenkel, ein gutes Zeichen. Daran kann man beginnende Hankenbeugung erkennen.
  • Innenseite Hinterschenkel
    Wer allerdings gedacht hat, der weiße Schweiß beim Pferd zwischen den Hinterbeinen sei Hinweis auf besonders aktives Arbeiten von hinten, den muss die Olympiareiterin und Tierärztin enttäuschen – „Der Schaum zwischen den Hinterbeinen entsteht durch Reibung, wenn die Schenkelseiten sich berühren. Das kann der Fall sein, wenn Pferde sehr stark bemuskelt oder einfach zu dick sind.“

Quellen: Fachzeitschrift St. Georg, Juni 2015, Juni-Juli 2019, Bilder: Pixabay