"Über das Schwitzen der Pferde"

Eigentlich ein ganz selbstverständliches Thema:

Bei Hitze schwitzt mein Pferd!

 

Aber wie mache ich es dem Pferd so angenehm wie möglich damit umzugehen?

 

Leider sehe ich immer wieder, wie hoch aufgeheizte Pferde direkt nach dem Training unter die kalte Dusche müssen, anstatt den Organismus erstmal wieder annähernd durch längeres Schritt reiten oder führen auf normale Temperatur zu bringen.

 

Darum möchte ich das Thema „Schwitzen“ hier gerne genauer erläutern.

 

Damit unsere Pferde ihre Körper-Kerntemperatur von 37.2 bis 38,3 Grad halten können, gibt es die Funktion der Thermoregulierung.

Bei Wärme sorgt das Schwitzen und bei Kälte die Muskelarbeit (Muskelzittern) für die richtige Temperatur.

Schwitzen entsteht durch Muskelarbeit, also bei Anstrengung, aber auch durch psychischen Druck, Aufregung oder Schmerzen.

 

Beim Schwitzen wird die Hautoberfläche mit Feuchtigkeit benetzt, dadurch entsteht Verdunstungskälte, die den Körper abkühlt.

Die benötigte Feuchtigkeit wird in den Schweißdrüsen, die in der Lederhaut (Dermis) sitzen, vorgehalten und bei Bedarf nach außen abgeführt.

 

Je nach Körperstelle gibt es pro Quadratzentimeter bis zu 500 Schweißdrüsen, da kommt es schon mal vor, dass das Wasser nur so runter läuft.

Zum einen bestimmt die Anzahl der Drüsen die Schweißmenge, aber auch das Interieur, die Rasse und auch die Außentemperatur, Luftfeuchtigkeit und der Wind beeinflussen, wie stark der Schweiß fließt.

  

Beim Schwitzen transportiert der Organismus auch Schadstoffe nach außen ab, also ist Schwitzen gesund, aber nur wenn der Flüssigkeitshaushalt (s. Wasserbedarf) und der Mineralstoffbedarf (s. Mineralstoffe) ausgeglichen werden können. 

 

„Hitzefrei“

Unsere „Sportler“, mit ihrer ausgeprägten Muskulatur, kommen gut ins Schwitzen.

Der Muskel verbraucht gerade mal 20% der bereitgestellten Energie für seine Arbeit und 80% werden in Wärme umgewandelt.

Heißt also, je größer die körperliche Anstrengung (Muskelarbeit), je größer die Muskelmasse und je heißer das Klima, desto mehr Wärme wird produziert, die durch das Schwitzen nach außen abgeleitet werden muss.

 

Einer Überhitzung ist unbedingt vorzubeugen. Gerade hitzeempfindlichen Pferden sollte bei starker Hitze kein zu anstrengendes Training abverlangt werden. Ein Ausritt im fleißigem Schritt in den kühlen Morgen- oder Abendstunden stärkt die Kondition und sorgt für allgemeines Wohlbefinden bei Tier und Mensch.  

 

„Nachschwitzen“

Nach schweißtreibendem Training ist darauf zu achten, dass sich der Körper beim Schritt reiten oder führen wieder annähernd auf seine Kerntemperatur abkühlen kann, um das Nachschwitzen in der Box zu vermeiden. Unterstützend wirkt anschließendes kühlen mit Wasser. 

 

„Abspritzen“

Eine kühle Dusche nach dem Training tut gut – doch muss sie dafür richtig angewendet werden. Ist das Wasser zu kalt, kann eine Schädigung des Gewebes die Folge sein. Der Wasserstrahl sollte weich sein und eine kühle bis lauwarme Temperatur haben. Eine Wassertemperatur zwischen vier und zehn Grad ist auch ideal, um das Pferd zu waschen.

Das Kühlen sollte immer an den Pferdebeinen beginnen, da diese am weitesten entfernt vom Herzen liegen. Durch das Kühlen der unteren Gliedmaße senkt sich durch das zirkulierende Blut bereits die Temperatur des gesamten Organismus. So kommt es durch die langsamere Abkühlung nicht zu einem plötzlichen Kreislaufproblem. Die übrigen Muskelgruppen duscht man im Anschluss. Hier ebenfalls wieder von unten nach oben beginnend und von vorne nach hinten.

 

„Der Wasserbedarf“

Um ausreichend Schwitzen zu können, braucht das Pferd in erster Linie genügend Wasser.

Ein Pferd säuft im Normalfall 30 bis 50 Liter täglich. Die Menge ist abhängig von der Größe des Tieres, der Haltungsform, dem Klima und der Trainingsintensität und davon, wie viel das Pferd schwitzt. Deshalb sollte dem Pferd stets ausreichend frisches, klares Wasser zur Verfügung stehen.

 

Gerade im Sommer, wenn die Pferde auf der Weide sind, sollte dem nun erhöhten Wasserbedarf Beachtung geschenkt werden. Es kommt nicht selten vor, dass rangniedrige Herdenmitglieder nicht die Chance bekommen genügend Wasser zu sich zu nehmen. Diesen Tieren sollte man ruhig mal einen Eimer Wasser extra unter die Nüstern halten.

 

Selbstverständlich sollten die Wasserbehältnisse auf der Weide sauber und stets frisch gefüllt sein, damit sich keine Krankheitserreger und Brutplätze für Insekten bilden können.

 

Wird klar, dass ein Pferd nicht genügend Wasser zu sich nimmt, obwohl die Wasserqualität gut ist, kann man etwas Apfelsaft zugeben, um die Flüssigkeit schmackhafter zu machen. 

 

„Mineralstoffe“

Starkes Schwitzen entzieht dem Körper Mineralstoffe, ein Elektrolytmangel kann lebensbedrohlich werden. Bei durchschnittlicher Beanspruchung hilft in der Regel ein Salzleckstein, um den Mineralhaushalt im Gleichgewicht zu halten. Von einem Mineralmangel kann man ausgehen, wenn das Pferd oft den Boden, Gitterstäbe, etc. ableckt, oder sogar Erde frisst. Hier sollte eine Blutuntersuchung abklären, um welches Problem es sich handelt.

 

Quellen: Fachzeitschrift St. Georg, Juni 2015, Juni-Juli 2019, Bilder: Pixabay